Das Kondensat

Das Kondensat Photo
Das Kondensat, Photo: Dovile Sermokas

Biographie

Das Kondensat ist eine deutsche Jazzband.

Gebhard Ullmann - sax, efx
Oliver Potratz - e-bass, efx
Eric Schaefer - drums, modular synth

Ein Kondensat entsteht beim Übergang eines Stoffes in einen anderen. Dieser sehr komplexe Prozess gibt Energie an die Umgebung ab. Es geht ums Eindampfen, Komprimieren und Verdichten. Lauter Vokabeln, die den Bandnamen des Trios von Gebhard Ullmann, Oliver Potratz und Eric Schaefer rechtfertigen und diese wahrlich neue Musik beschreiben.

Analoges und Digitales fusionieren, die Erfahrungen aus den Feldern des Jazz mit den neuen Technologien kombinieren, Übergänge von einem ins andere kreieren und dabei das Publikum nicht vergessen. Vielmehr, freigesetzte Energien werden auf das Publikum übertragen. Direkte Vergleichsgrößen fehlen weitgehend für diese losgehende und Spaß machende Musik. Allenfalls irrlichtern Pioniere der Rock-, World- und Jazzavantgarde durch diese unverbrauchten Klänge, die auf unsere schöne neue Welt reagieren.

Das Kondensat springt ab aus dem Museum in ein Jetzt jenseits diverser orthodoxer Lehren. Jazz ist das auch, aber nur unter anderem. Neugier ist die Gier nach Neuem. Darum geht es hier. Mit mal rockig-punchigem, mal melodiös-balladeskem Zugriff, generiert mit neuen Medien in neuen Kontexten. Es ergibt sich ein aus langjähriger Kontinuität gewachsenes Triospiel, das sich erweiterter Mittel bedient, ohne eine anarchische Unverstelltheit zu verlieren.

Diese diskursive Trialogmusik entwickelt ihre ganz eigene Dynamik. Das Trio-Format hat eine lange Geschichte, weil es enorme Räume bietet, die nicht zugestellt sind. Ullmann, Potratz und Schaefer beherrschen dieses hier unabdingbare Agieren und Reagieren, dieses Lenken und Sich-lenken-Lassen vom anderen, dieses Ausformulieren einer gemeinsamen Vision im Offenen.
WhyPlayJazz

Oliver Potratz
"Es gibt viele Beschreibungen für Oliver Potratz. Er ist seit mehr als zwei Jahrzehnten einer der vielseitigsten Bassisten der deutschen Jazz-Szene. Er ist eine musikalische Allzweckwaffe, die sich ebenso uneigennützig wie uneitel in jeden Kontext einfinden, ihm die nötige Dringlichkeit und den entscheidenden Schliff verpasst. Er ist ein Musiker, der stets über sein Instrument hinaus denkt und ausnahmslos das gesamte Ensemble im Kopf hat, in das er eingebunden ist... Er strahlt eine positive Kraft aus, deren hundertprozentige Verlässlichkeit konzentrische Kreise in der europäischen Musikwelt zieht. Er ist ein Allrounder, der von der Ausgangsbasis Jazz nach Bedarf in jede andere denkbare Richtung ausschwärmen kann. Ja, all diese Beschreibungen treffen ohne Einschränkung zu, und doch sagt jede für sich genauso zu wenig wie die Gesamtheit all dieser Attribute. Denn Oliver Potratz ist Oliver Potratz" Wolf Kampmann

Eric Schaefer
Der Schlagzeuger und Komponist Eric Schaefer lebt in Berlin und arbeitet mit verschiedenen eigenen Ensembles und als Sideman. Die Bandbreite seines musikalischen Ausdrucks ist groß und verbindet Einflüsse aus Jazz, zeitgenössischer Musik bis hin zu Post-Rock, Dub und Noise. Er schreibt Stücke für Orchester, Klaviertrios und Jazz-Rock-Bands. Der Einsatz von Gongs und Kleinpercussion sowie modularer Synthese erweitert das Spektrum von Schaefers Klangmöglichkeiten. Seine Arbeit mit Michael Wollny, Joachim Kühn oder seinen eigenen Formationen The Shredz und Kyoto Mon Amour ist auf zahlreichen Alben dokumentiert und wird in Radio- und Fernsehsendungen ausgestrahlt.

Gebhard Ullmann
Der am 2. November 1957 in Bad Godesberg geborene deutsche Saxophonist (Tenor und Sopran), Bassklarinettist, Bassflötist und Komponist Gebhard Ullmann studierte Medizin und Musik in Hamburg und zog 1983 nach Berlin.

Seitdem hat er fast 60 CDs als Leader oder Co-Leader für renommierte Labels wie Soul Note (Italien), Leo Records (UK), Between The Lines (Deutschland), CIMP (USA), NotTwo Records (Polen), Clean Feed (Portugal) Intuition Records (Deutschland), WhyPlayJazz (Deutschland), ESP (USA) und andere aufgenommen.

Seit vielen Jahren gilt er als eine der führenden Persönlichkeiten der Berliner und internationalen Musikszene und wurde für seine Arbeit mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet: darunter der Julius Hemphill Composition Award in zwei Kategorien ('99), der Preis der Deutschen Phonoakademie ('83 zusammen mit Andreas Willers), der SWF Jazz Award ('87 ebenfalls zusammen mit Willers), der erste Berlin Jazz Award (2017), die Nominierungen Best-Jazz-CD-of-the-year für seine CD Tá Lam im Jahr 1995 und Best-Crossing-Border-CD-of-the-year für die CD Silver White Archives im Jahr 2014 von der deutschen Schallplattenkritik.

Seine CDs Final Answer (2002) The Bigband Project (2004) New Basement Research (2008) News? No News! (2010) Mingus! (2011) Clarinet Trio 4 (2012) Hat And Shoes (2017) wurden alle vom Downbeat Magazine unter den besten CDs dieser Jahre aufgeführt. Die CD Transatlantic erhielt 2012 den prestigeträchtigen Choc des französischen Jazz Magazins.

Seit 2005 ist Gebhard Ullmann im Downbeat Critics Poll gelistet, 2015 zum ersten Mal in drei Kategorien.

2022 ist Gebhard Ullmann für den deutschen Jazzpreis in der Kategorie Holzblasinstrumente nominiert.

Aktuelles Album

Das Kondensat - 2

Das Kondensat - 2

Gebhard Ullmann - sax, efx
Oliver Potratz - e-bass, efx
Eric Schaefer - drums, modular synth

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Kapitel zwei einer großartigen Geschichte. Brodelnd dichte Musik voller Tiefenschärfe und Energie. Satte Bassläufe, intensives Schlagzeug, losgehendes Saxofon – drei deutsche Meister improvisierter Musik fusionieren Analoges mit elektronischen Klangmaschinen. Ohne Overdubs und live eingespielt. Zusammen ergibt das einen so noch nicht gehörten Mix aus Mensch und Maschine.

Nun also die folgerichtige Nummer 2, denn so ein Konzept schreit nach mehr. Wieder ist da dieser in die Beine gehende Groove, der dafür sorgt, dass man Konzerte von „Das Kondensat“ am besten im Stehen hört. Wieder dieses ineinander Übergleiten der Elemente und das beruhigende Gefühl, dass diesem Trio die Ideen nicht ausgehen. Wieder dieses organische Miteinander künstlicher und handgemachter Sounds, die sich in diesem glücklichen Fall nicht ausschließen, sondern bedingen. Kein Wunder, wenn mittlerweile Veranstalter im In- und Ausland diese Band buchen wollen, denn es hat sich herumgesprochen, wie hier alles live passiert und die Musiker in ihren Interaktionen die Electronics ganz und gar nicht benutzen, um musikalische Unzulänglichkeiten zu übertünchen.

Vielmehr werden sie bei dieser drängenden Musik für Beine und Kopf zur Spielfelderweiterung eingesetzt. Wieder kalibriert das Formen des seligen Progressive Rock der siebziger Jahre neu, implementiert aber auch Dub, Spurenelemente zeitgenössischer Klassik oder als Hinweis auf die Ahnenreihe des Jazz verfremdete Interviewsegmente des charismatischen Saxofonisten Albert Ayler. Diese Kunst ist keine blutleere Kopfgeburt. Hier werden alle Scheuklappen abgelegt. Es gibt keine vorgefertigten Sounds, wenn in diesem glücklichen Fall modularer Synthesizer, Effektgeräte, Pedale und Loops in glutvoll intensiven Diskursen mit interagieren. Diese drei Musiker beherrschen ihre analogen und ihre digitalen Instrumente ohne kaschierende Studiotricks, alles auf dieser CD ist ohne Overdubs und doppelte Böden eingespielt und wird auch live so präsentiert. Noch farbenreicher ist dieser zweite Streich, noch praller gefüllt mit Ideen und konzeptionellen Elementen. Noch ausgefeilter und detailscharf ausgeleuchtet ist dieses lustvolle Musizieren mit erweiterten Mitteln. Diese Band bleibt unterwegs zu neuen Ufern: innovativ, beseelt und kurzweilig.
Text WhyPlayJazz

Diskographie

  • Das Kondensat - 2, 2021
  • Das Kondensat, 2018

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